Denn du bist nicht nur der Chef der Truppe. Das ist deine Funktion, die du im Unternehmen einnimmst. Bei deiner Rolle geht es vielmehr auch darum, welches Verhalten von dir erwartet werden kann. Und natürlich auch, was du von den anderen erwarten kannst.
Denk daran: Erwartungen zu klären ist eine der wichtigsten Zutaten für eine gute Zusammenarbeit mit deinem Team. Denn wenn diese ausgesprochen und geklärt sind, reduziert sich das Potenzial für Missverständnisse gleich enorm.
Position, Funktion, Aufgabe und Rolle
Im daily Businesswird mit der Bezeichnung „Rolle“ oft salopp umgegangen. Unternehmen reden von „Rollen“ und meinen dabei vielfach entweder Funktionen, Verantwortlichkeiten oder ein Set an dazugehörigen Aufgaben. Dazu eine kurze Begriffsklärung:
Deine Position ist dein Platz im Unternehmen, in einem Organigramm– also auf einer hierarchischen Stufe. Deine Funktion beschreibt deine Verantwortlichkeitenund davon lassen sich dann deine Aufgaben herunterbrechen, für die du zuständig und verantwortlich bist. Deine Rolle beschreibt vor allem dein Verhalten. Sie zeigt WIE du deine Funktion mit ihren Aufgaben ausfüllst. Sie beschreibt welches Verhalten von dir erwartet werden kann.
Vorbild
Neben deinen Aufgaben nimmst du also auch mindestens eine Rolle ein. Und dies ist in erster Linie die Rolle als Vorbildfür dein Team – und auch darüber hinaus. Deine Aussagen und Handlungen werden genau beobachtet, denn andere werden sich an dir orientieren. Und das gilt umso mehr, wenn du zum Beispiel für junge MitarbeiterInnen die erste Chefin bist. Du setzt den Standard, an dem sie auch künftige Chefs messen werden.
Die anderen Rollen, die du verkörperst, haben vor allem mit deinen Stärken und deiner Persönlichkeit zu tun. Sie zeigen, was dir leicht von der Hand geht und dir entspricht – oft auch ganz unbewusst. Es kann auch sein, dass eine deiner Rolle nicht unbedingt deinen Wünschen entspricht, weil du sie immer wieder als anstrengend erlebst und sie dich aus der Komfortzone holt. Denn nur weil du eine Rolle einnimmst heißt das nicht, dass du sie gerne einnimmst.
Es sind schließlich auch deine Mitmenschen, die dir eine Rolle zuschreiben. So kann es z.B. sein, dass du in brenzligen Situationen die „Troubleshooterin“bist, die die Kohlen aus dem Feuer holt. Oder du wirst regelmäßig als Vermittlerin zu Konflikten geholt. Oder es wenden sich viele an dich, um dir als „Klagemauer“ihre Probleme zu erzählen – ob du das nun möchtest oder nicht. Diese Rollen und Verhaltensmuster sind nicht an deine Funktion gebunden.
Einmal Troubleshooter, immer Troubleshooter
Wenn du dich ein wenig mit deinen Rollen beschäftigst, wirst du merken, dass du sie auch in anderen Jobs, und Kontexten einnimmst: einmal Troubleshooter, immer Troubleshooter, beispielsweise. Diese Qualitäten bringst du immer mit, sie sind Assets, die zu dir gehören. Es sind Fähigkeiten und Stärken, die du hast. Manche dieser Qualitäten magst du vielleicht lieber als andere. Und sie sind gleichzeitig auch eng verknüpft mit den Erwartungen anderer an dich.
Es ist wichtig, dass du dir deiner Rollen – und vor allem deiner Vorbildfunktion – bewusst bist. Denn dann kannst du entscheiden, welche Rolle du haben möchtest oder nicht, für welches Verhalten du bekannt sein willst und für welches nicht. Das hilft dir in deiner Führungsarbeit, weil andere sich an dir und deinem Verhalten orientieren.
Folgende Fragen kannst du zunächst für dich selbst reflektieren:
- Welche Rollen hast du im Unternehmen und welche auch privat? Gibt es Unterschiede?
- Welche hattest du auch schon in vergangenen Jobs?
- Was sind deine Stärken und Potenziale in diesen Rollen? Und welche möchtest du noch verfeinern?
- In welcher deiner Rollen fühlst du dich wohl und in welcher nicht? Was würdest du daran gerne verändern, wo möchtest du dich stärker abgrenzen und warum?
- Wenn ich deine Mitarbeitenden fragen würde: welche Rollen schreiben sie dir zu? Deckt sich das mit deiner Sichtweise?
Und natürlich macht es Sinn, eure jeweiligen Rollen auch gemeinsam im Team zu besprechen. Es ist immer interessant, welche Zuschreibungen man sich gegenseitig gibt – auch im Sinne eines Eigenbild-Fremdbild-Abgleichs.
Ich wünsche euch viel Spaß dabei und viele aufschlussreiche Erkenntnisse!
Deine Karin